ARCHITEKT BRENNER
Dipl.-Ing. Wolfgang Brenner
Steirereck und Meierei
im Wiener Stadtpark
Die Meierei, inmitten des Wiener Stadtparks gelegen, wurde für das Restaurant Steirereck zur Schaffung hochwertiger Gastronomie und unter Wahrung des Denkmalschutzes restauriert, erneuert und erweitert.
Historie
Die Meierei wurde knapp nach 1900 von Architekt F. Ohmann als Milchtrinkhalle im Kinderpark errichtet. Das Gebäude wurde von der Stadt Wien an Frau Hübner verpachtet und in den fünfziger Jahren von deren Sohn übernommen. In diesen Jahren wurden Zubauten zum Wienfluss und zum Park errichtet und eine Gartenterrasse angeschüttet. Dabei wurde die großzügige historische Eingangssituation zerstört, die Architektur der Innenräume komplett geändert. Am 25. Juni 2002 übernahm die Familie Reitbauer die Meierei.
Bauzustand
Bei ersten Untersuchungen und Freilegungen der Bausubstanz musste festgestellt werden, daß Mauerwerk und Gewölbe teilweise in sehr schlechtem und statisch bedenklichem Zustand waren. Die vorhandenen Keller waren feucht, die Fundierung nicht ausreichend und die Dachkonstruktion war aufgrund der früheren Umbaumaßnahmen stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Verputz des Hauses war über weite Bereiche nicht mehr original und stark durch Salze geschädigt. Die gesamte Gebäudetechnik, soweit überhaupt noch in Funktion, war total überaltert und nicht den aktuellen Vorschriften entsprechend.
Studie
Zur Abstimmung mit dem Magistrat der Stadt Wien und dem Bundesdenkmalamt wurde nach einer Studie ein Vorentwurf erarbeitet, der vom Gemeinderat genehmigt wurde. Die aus dieser Planung resultierenden Flächen und Kubatur durften nicht mehr überschritten werden. Es wurden darüber hinaus Auflagen formuliert, die für das Projekt bindend waren, wie z.B. Erhaltung der Bäume sowie Vermeidung störender Lüftungsbauwerke auf dem Dach.
Entwurf
Wesentlich für den Entwurf waren einerseits die Restaurierung des Altbaus in Sinne des Denkmalschutzes und andererseits das Ziel, den erforderlichen Neubau bewusst kontrastieren zu lassen und in zeitgemäßer Architektur zu gestalten. Der einzigartigen Lage inmitten des Wiener Stadtparks wurde durch eine größtmögliche Transparenz Rechnung getragen.
Die Architektur wurde unter Einsatz weniger Materialien bewusst schlicht und sachlich gehalten, um für das Innengestaltungskonzept großen Freiraum zu belassen. Bei der Realisierung des komplizierten Raumprogramms wurde immer den Bedürfnissen des Gastes Vorrang gegeben. Die Funktion, die Architektur und alle technischen Ausstattungen wurden darauf abgestimmt.
Umsetzung
Die Lösung zeigt einen klar getrennten Alt- und Neubaubereich über vier Ebenen. Alle Ebenen sind für den Gast nutzbar. Für eine bequeme Erschließung aller Ebenen sorgt neben einer großzügigen Stiege ein Aufzug für Gäste, ein weiterer Aufzug ermöglicht ein rasches Service von der im Erdgeschoß befindlichen transparenten Schauküche in alle Ebenen.
Die grundsätzliche Eingangssituation wurde beibehalten, eine historische Stufenanlage aus dem Park wurde für einen neuen Fußgängerzugang gegenüber der alten Münze wieder verwendet. Auf die Gestaltung des restlichen der Meierei zugeordneten Grundstückes wurde zugunsten der übergeordneten Parkgestaltung durch das Stadtgartenamt verzichtet. Der Zugang zum Restaurant ist nach Einbau einer Rampe innerhalb der Parkterrasse behindertengerecht, das Gebäude selbst ist behindertenfreundlich.
Die Parkebene beinhaltet neben dem Hauptgastraum eine ess.bar, die Schauküche und die erforderlichen Nebenräume. Sie ist fast vollständig von Terrassen umgeben. Zusammen mit einem im 1. Stock befindlichen Gastraum ergeben diese Ebenen das klassische Restaurant Steirereck.
Entlang der Wienflusspromenade entstand die Neue Meierei. Dieser Gebäudetrakt wurde aufgrund der Absenkung des Fußbodenniveaus auf Gehwegniveau vollständig verglast, um einen freien Blick auf die Promenade am Wienfluss und den Park zu genießen. Der höher gelegene Barbereich der Meierei wird rückwärts durch zwei große Käsevitrinen abgeschlossen. Im 2. Keller ist der Weinkeller im Altbaubereich eingebettet. Für Haustechnik und Nebenräume wurden unter schwierigen Bedingungen zwei neue Kellergeschosse ausgeschachtet.
Speziell für das Steirereck wurden verglaste Schiebetüren entwickelt, welche die zugehörige Gebäudeöffnung vollständig freigeben und außen hinter einen Metallvorhang geführt werden. Dieser Metallvorhang aus Edelstahl wurde extra für dieses Bauvorhaben angefertigt und bildet einen reizvollen Gegensatz zum Altbau und zur umliegenden Natur.
Die Arbeiten am denkmalgeschützten Meiereigebäude und innerhalb des sensiblen Stadtparks konnten durch große Anteilnahme des Magistrats der Stadt Wien und dem Bundesdenkmalamt am Projekt reibungslos abgewickelt werden.
Beleuchtung
Das Beleuchtungskonzept ist prinzipiell in Architekturbeleuchtung und in die Ausstattung integrierte Beleuchtung gegliedert. Die Architekturbeleuchtung wurde soweit zurück genommen, dass die nur für dieses Gebäude gestaltete Ausstattungsbeleuchtung optisch nicht beeinträchtigt wird. Alle Arbeitsplätze sind natürlich belichtet, insbesondere die Schauküche im Erdgeschoss, welche sowohl morgens als auch abends besonnt ist.
Bei der Lüftungsdecke kann neben dem Arbeitslicht eine eigene Stimmungsbeleuchtung geschaltet werden, um dem Gast auch außerhalb der Betriebszeit Einblick zu gewähren. Generell wurde auf Designelemente verzichtet. Die Gestaltung der Kücheneinrichtung wurde der Organisation und der Funktion untergeordnet.
Küche
Aus ergonomischen Gründen wurde bei den Küchen auf die Normvorgaben verzichtet, so wurden die Arbeitshöhen bei der Ausgabe 105 cm und in der restlichen Küche 95 cm hoch ausgeführt. Die Wandanschlüsse der Arbeitsplatten wurden mit einer Hygienerundung wandseitig 20 cm hochgezogen und mit einem 45 Grad Winkel abgeschlossen. Sämtliche Abdeckungen sind zur besseren Wärmeverteilung metallunterfüttert und unterseitig geschlossen. Unterhalb der Normdecken wurde ein neuartiges Müllsortierungssystem umgesetzt, somit können sämtliche Abfallrollis entfallen.
WC-Anlagen
Der WC – Bereich des Restaurants großzügig angelegt und besonders ausgestaltet werden.
Grundprinzip war die berührungsfreie Bedienung aller wasserführenden Elemente und möglichst keine Armaturen zu zeigen. Die Pissoirs sollten so gestaltet werden, dass eine Verunreinigung des Bodens möglichst ausgeschlossen wird.
Entwurfsidee war der Gedanke an eine Blumenwiese. Alle Elemente haben „Stiele“, teilweise auch in gekrümmter Form und enden oben mit “Blütenkolben und Blüten“. Die ausgesuchten Farben unterstützen diesen Gesamteindruck.